Neuerscheinung 26.6.2017: Hausaufgaben – Bürgerschaftliches Engagement in alternden Einfamilienhausgebieten, eine Broschüre der StadtBauKultur NRW; Juni 2017
Lesenswert mit vielen Beispielen, hier herunterzuladen
Autoren sind unter anderem Yasemin Utku und Stephan Gudewer, beide hier im Quartier bekannt durch ihre Moderation der Ideenwerkstatt im April 2017.
Vorwort von TIM RIENIETS, GESCHÄFTSFÜHRER VON STADTBAUKULTUR NRW
“Einfamilienhäuser sind die Gebäude, bei denen am deutlichsten wird: Jeder Bauherr und jede Bauherrin gestaltet unsere Städte und Siedlungen mit! Die über 2 Millionen Einfamilienhäuser in Nordrhein-Westfalen sind Ausdruck der vergangenen und aktuellen Wohnträume von sehr vielen Menschen–und fristen trotzdem oft ein Schattendasein, wenn es um die Diskussion von Architektur und guter Gestaltung geht. Baukultur ist aber mehr als das Ringen um eine gute Erscheinung: es geht viel umfassender um die Fähigkeit einer Gesellschaft, sich selbst die richtige gebaute Form zu geben. Alternde Einfamilienhäuser sind dafür sehr anschauliche Beispiele: Sie zeigen nicht nur, was Menschen beim Wohnen schön und wichtig fanden und finden, an ihnen wird auch deutlich, wie die Architektur einzelner Gebäude, technische und soziale Infrastruktur im Quartier ineinandergreifen müssen, damit Häuser eine dauerhafte Heimat für unterschiedliche Generationen sein können. Geeignete Grundrisse, barrierefreie Bäder und bezahlbare Energiekosten sind dabei genauso wichtig wie die Möglichkeit, ein Lebensmittelgeschäft und einen Arzt erreichen zu können.
In vielen älteren Einfamilienhausgebieten auch in Nordrhein-Westfalen treten diese Themen geballt auf. Vor allem da, wo durch eine dezentrale Lage öffentliche Angebote rar gesät sind und auch die Nachfrage junger Familien nach den gebrauchten Wohnhäusern ausbleibt, entsteht Handlungsbedarf. Finanzielle Verluste drohen und in manchen Regionen auch der Leerstand von ganzen Gebäuden. Eine besondere Herausforderung ist dabei die immer noch oft praktizierte Neuausweisung von Baugebieten, die unter Druck geratenen Bestandsgebieten zusätzliche Konkurrenz machen.
Bei der Suche nach zukunftsfähigen Handlungsansätzen für solche Einfamilienhäuser vermischen sich verschiedene Interessen und Bedürfnisse: Privates Eigentum, private Verantwortung und privates Engagement müssen in eine Balance gebracht werden mit dem Auftrag der Daseinsvorsorge der öffentlichen Hand. Auch bei der Finanzierung von Zukunftsstrategien müssen öffentliche Vorhaben und private Investitionsmöglichkeiten aufeinander abgestimmt werden. Dazu braucht es eine neue Kultur des Austauschs auf Augenhöhe, nicht nur, wenn es um den Zugang zu Fördermöglichkeiten geht. Dies funktioniert nur, wenn die zukunftsfähige Weiterentwicklung der Einfamilienhäuser tatsächlich zu einer gemeinsamen Aufgabe wird, wenn sich vor Ort eine Kultur der Zusammenarbeit entwickelt – eine Baukultur, die Gebäude ebenso in den Blick nimmt wie die Akteure, die dafür sorgen, dass Leben im Quartier herrscht.
Mit der vorliegenden Publikation möchte StadtBauKultur NRW den Blick auf die bisher oft unbeachteten Bauherren, Eigentümer, Bewohner und Ehrenamtlichen lenken, die durch ihr Engagement dazu beitragen, dass auch ältere Einfamilienhausgebiete eine Zukunft haben. Sie brauchen die Kommunen als Unterstützung, wenn es tatsächlich darum geht, über die eigene Grundstücksgrenze hinaus und an die ganze Siedlung zu denken. Hier zu sensibilisieren, gute Beispiele zu zeigen und Mut zu mehr Aktivität im Einfamilienhausgebiet zu machen, ist Ziel dieser Publikation.”