Schon seit Jahren bemüht sich die Vorsitzende Ursula Bensch darum, den international renommierten Pianisten Matthias Kirschnereit für ein Konzert in seine Geburtsstadt zurück zu locken. Sein Vater war hier Pfarrer, aber 1963 ist die ganze Familie nach Schleswig-Holstein gezogen. Matthias war da erst ein Jahr alt und hat daher keine Verbindung mehr zu Dorsten.
Und auch für den Dirigenten Hossein Pishkar war dieser Auftritt eine Premiere: Zum ersten Mal leitete er als Gast ein Konzert mit dem Folkwang-Kammerorchester. Sonst arbeitet er freischaffend an verschiedenen europäischen Opernhäusern. „Das Projekt hat mir richtig Spaß gemacht! Diese Musiker sind wirklich gut!“, erklärte er im Anschluss.
Das musikalische Programm dieses Abends war auch eine „Gemeinschaftsproduktion“: Zunächst stand nur fest, dass Matthias Kirschnereit ein Jugendwerk von Felix Mendelssohn-Bartholdy spielen wollte, die Sinfonie Nr. 1 in g-moll mit Klavier und Streichorchester. Als „Vorwort“ dazu spielte das Kammerorchester allein die Sinfonia 2 in D-Dur, die Mendelssohn geschrieben hat, als er gerade mal zwölf Jahre alt war. Dabei fiel auf, dass dieser Dirigent eine ganz eigene Art hat, seine Musiker zu leiten.
Hossein Pishkar benutzte keinen Taktstock, sondern gestikulierte ganz differenziert bis in die Fingerspitzen. Außerdem arbeitete Pishkar mit sehr ausladenden Bewegungen, die sich teilweise auf die Violinisten übertrugen.
Das folgende Zusammenspiel mit dem Pianisten war ein Genuss. Mendelssohn hatte das Werk einer jungen Virtuosin gewidmet, die er verehrte. Daher hatte Matthias Kirschnereit die Möglichkeit, auf seinem Instrument viele verschiedene Register zu zeigen.
Das Stück enthielt wunderbare Wechsel zwischen reinen Klavierpassagen und Streicherpartien. Wenn er Pause hatte, „dirigierte“ Matthias Kirschnereit von seinem Platz aus den Orchesterpart mit. Bei den Tutti-Stellen war der Flügel immer obenauf, zärtlich umwoben.
Nach der Pause spielte das Folkwang Kammerorchester noch zwei Werke allein: Das Orchester hatte sich das Op. 36 aus den „Bunten Blättern“ von Max Reger gewünscht, eine Suite in neun Sätzen. In einigen Partien gab es schöne Kontraste zwischen Cello-Solo und Tutti.
Hossein Pishkar wählte zum Abschluss eine Suite von Leoš Janáček aus: „Nach all diesen deutschen Komponisten wollte ich gerne noch eine andere Farbe hineinbringen“, erklärte er. Tatsächlich waren die fünf Sätze sehr abwechslungsreich und dramatisch.
Celli und Bässe traten in einen Wechselgesang mit den Violinen. Teilweise spielte nur eine Instrumentengruppe. Der temperamentvolle letzte Satz wurde noch einmal als Zugabe wiederholt.
Text & Fotos: © Sabine Bornemann 12/2022
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