Ein kleiner Schubs – upps – tot. So schnell kann´s passieren in Jutta Wilbertz’ Mörder-Songs und Kurzkrimis.
Die aus Dorsten stammende, in Köln lebende Krimi-Autorin, Sängerin und Musik-Kabarettistin konnte im Pfarrgarten der Hervester Marienkirche bei ihrem Heimspiel neben ihren Eltern und Geschwistern gut 60 Besucher vorzüglich unterhalten, die bei hochsommerlichen Temperaturen den Weg ins Marienviertel gefunden hatten. Gutes Timing: Zu Beginn der Lesung lagen fast alle Sitzplätze im Schatten der großen Eichen.
Frauen morden ja bekanntlich deutlich kreativer als Männer. Das machte Jutta Wilbertz höchst dramatisch in ihren Kurzkrimis klar.
Das erste Widerwort, dass Ingeborg ihrem despotischen Hugo nach langer Ehe gab, ließ Hugo fünf Tage nicht mehr mit Ingeborg sprechen. “Der spricht kein Wort mit mir und schaut irgendwie durch mich durch.” Kein Wunder, war das Widerwort doch ein kräftiger Schlag mit der Bratpfanne …
Und wie wird frau einen stalkenden Latin Lover los? Sie serviert ihm einen Whisky mit Schlaftablette und platziert ihn dekorativ schlafend im Watt, kurz bevor die Flut kommt … Mit diesem Kurzkrimi ( “In die Wüste geschickt”) gewann sie 2017 den 1. Ostfriesischen Krimipreis, auf dem Wettbewerb gelesen von Joe Bausch, dem Pathologen des Kölner Tatorts.
Einfallsreich auch die Todesarten in ihren Krimisongs, ihren Mörderballaden, dabei auf der Gitarre begleitet von ihrem Mann Thomas Wilbertz. “Der braucht aber keine Angst zu haben. Wir sind seit fast 29 Jahren verheiratet und er spielt viel zu gut Gitarre, um ihm Arsen zu geben.” An den messerscharfen Pointen verletzt sich zum Glück keiner, eher bei der Bootsfahrt im Haifischgebiet. Ein kleiner Schubs – upps …
Besondere Schmankerl: die “kleinen Umdichtungen” bekannter Volkslieder. Da ahnt das Publikum schon das böse Ende, wenn Jutta Wilbertz zu singen beginnt “Ade nun zur guten Nacht …”.
Mitreißend gelesen, mal sanft-zärtlich, mal erotisch-aggressiv gesungen: Es war eine gruselig-schöne und schaurig-unterhaltsame Reise durch die Spielarten des Mordens.
Mörderisch lecker waren die kulinarischen Köstlichkeiten aus den Giftküchen der Kulturkreis-Frauen, stilvoll präsentiert zwischen Pflastern, Tupfern und giftgrünen Spritzen: Fliegenpilze, Schwarze-Nacht-Salat, Blutsuppe …
Wer mehr wissen will zu Jutta Wilbertz:
https://www.jutta-wilbertz.de/
https://www.moerderische-schwestern.eu/wer-wir-sind/autorinnen/w/jutta-wilbertz/
Text & Fotos (soweit nicht anders vermerkt) jotw / Kulturkreis St. Marien 08/2019
Eine tolle Fotogalerie mit Bildern von Peter Körber, die er als unser professioneller ‘Hausfotograf’ dem Kulturkreis St. Marien dankenswerterweise zur Verfügung stellt:
(Alle Bilder der Galerie: © Peter Koerber 8/2019)