Chorleiter und künstlerischer Gesamtleiter Alfred Schulze-Aulenkamp hatte zum Anlass die drei großen „Luther-Kantaten“ Telemanns ausgesucht. „Dass wir dieses Konzert hier in der katholischen Kirche singen können, zeigt den ökumenischen Geist, der in Dorsten wohnt“, bedankte sich Martin Fleckenstein, Vorsitzender des Brahms-Chores, zunächst bei den Gastgebern, dem Kulturkreis St. Marien und Pastor Manuel Poonat. Der schwungvolle barocke Klang des ersten Satzes der „Ouvertüren-Suite“ von Johann Friedrich Fasch stimmte nicht nur das Publikum auf den Zeitgeist ein, sondern präsentierte ebenfalls die außergewöhnlichen Qualitäten des Barockorchesters „L‘Arco“ aus Hannover.
Die 20 exzellenten Musiker, Instrumente der Epoche, ein warmer Klang der Holzblasinstrumente, tanzende Dreierrhythmen – es war angerichtet für 85 Minuten hochqualitatives Musikvergnügen. Die vier Sätze der Suite nutzte Schulze-Aulenkamp als Bindeglied, quasi roten Faden durch den Abend, im alternierenden Wechsel mit den anderen Programmpunkten. „Verleih uns Frieden“, stimmte der Brahms-Chor zwei Motetten des frühbarocken Heinrich Schütz an, a cappella in gemischter Choraufstellung vorgetragen. Die filigrane Klangstruktur gut intoniert, blumiger Sopran, Bass- und Tenorimpulse auf einem markanten Teppich der Altstimmen – „Herr auf dich traue ich“ – ein stimmiger Vortrag und der „theologische Tiefgang“ eingangs versprochen, nahm die Gäste mit in das innige Gebet. „So ziehet nun an als die Auserwählten Gottes“, „Es wollt uns Gott gnädig sein“ und „Wertes Zion, sei getrost“ – die drei Kantaten Georg Philipp Telemanns, die glänzenden Perlen des Abends, wurden durch die Solisten Tina Bier (Sopran), Claudia Darius (Alt), Fabian Strotmann (Tenor) und Gregor Finke (Bass) unterstützt.
Ausstrahlung
Vor allem Strotmann bestach mit seiner Klarheit in den Rezitativen, Bier bezauberte mit Stimme und Ausstrahlung. Der Brahms-Chor meisterte die zahlreichen Fugen mit Präzision und Ausdruckskraft. Das finale „Halleluja“, durch Chor und Solisten gleichermaßen zum Höhepunkt gekürt, ein Jubel der Überzeugung, „Zion wird nicht untergehen“. „Zuversicht und Gottvertrauen“ sei der Sinngehalt der Werke, sagte Fleckenstein zu Beginn, bei allen Beteiligten und dem Publikum waren diese Gefühle am Ende des Konzertes zu spüren. Stehende Ovationen, ein nicht enden wollender Applaus wurde vom Brahms-Chor mit der Wiederholung des Lobgesangs belohnt.
Barbara Seppi