LAUDEMUS VIRGINEM – Ein Spanisches Marienlob

Mittelalterliche Lieder und Motetten der Renaissance

confido-jo-gernoth-stmarienzwei-1200
Foto: Jo Gernoth

Ein musikalischer Leckerbissen war der Auftritt des Chores Confido Vocale unter der Leitung von Wolfgang Endrös am Sonntagabend in der Hervester Konzertkirche St. Marien. Trotz Bundestagswahl waren zahlreiche Zuhörer gekommen, die sich dieses besondere Musikereignis nicht entgehen lassen wollten. Ursula Bensch, Sprecherin des Kulturkreises St. Marien, zeigte sich entsprechend erfreut: „Wolfgang Endrös hat in unserer Kirche eine Heimat gefunden, worüber wir uns sehr freuen.“ Mittelalterliche Lieder und Motetten der Renaissance waren angekündigt, die Wolfgang Endrös so kommentierte: „Die Musik stammt aus einer Handschrift des Klosters Montserrat von 1399. Nicht alle Pilger, die zum Kloster kamen, fanden eine Unterkunft, sie mussten im Freien übernachten. Zur Unterhaltung wurden weltliche Gesänge aufgeführt, die mit geistlichen Texten unterlegt wurden. Die Handschrift enthält diese Lieder, aber auch gregorianische Gesänge.“

Im Zentrum steht die Mutter Gottes, die immer wieder in unterschiedlicher Weise besungen wird. Der Chor sang mit Hingabe. Fünfzehn Sängerinnen und Sänger bildeten einen Klangkörper, der sich immer wieder neu erfindet und mit seinen Solostimmen eine unglaubliche Vielfalt zeigt. Wolfgang Endrös dirigierte ihn sicher und mit sichtbarer Freude. „Stella splendens, glanzvoller Stern auf dem Berg, wie ein Sonnenstrahl wunderbar erstrahlend“, heißt es zu Anfang , als der Chor den Aufstieg auf den Berg des Klosters besingt, um dann sogleich Maria zu preisen: „Tota pulchra es Maria, ganz schön bist du, Maria, und der Erbschuld Makel ist nicht in dir.“ Der Ductus des „Libre Vermell de Montserrat“ ist positiv, ja fröhlich, wie der Kanon zu drei Stimmen „O virgo splendens“ zeigt: „O leuchtende Jungfrau hier auf dem hohen Berg, der von herrlichen Wundern erstrahlt, wohin die Gläubigen von überall her emporsteigen.“ Selbst der gregorianische Gesang „Ne Timeas“ nimmt dieses fröhliche Gefühl auf: „Fürchte dich nicht, Maria, du findest Gnade beim Herrn.“ Wunderbar zu hören war das Lied „Mariam matrem virginem – Preiset Maria, die Mutter und Jungfrau“, und geradezu großartig das „Stabat Mater“ von Juan Gutierrez de Padilla: „Es stand die Mutter schmerzensreich bei dem Kreuze.“ Um die Stimmung wieder aufzuhellen, verabschiedete sich der Chor mit einem fröhlichen Tanz.

Text: Dr. Werner Wenig

Rezension der Dorstener Zeitung:2013-09-24-confido

Rezension der WAZ, Ausgabe Dorsten:

Mariengesänge in der Marienkirche

Hervest-Dorsten. Um das Jahr 1399 schrieb ein Unbekannter im katalonischen Kloster Montserrat Pilgergesänge auf Pergament – am Sonntag bietet das sogenannte „Llibre Vermell“ den Rahmen und die Marienverehrung der Wallfahrer das musikalische Leitmotiv zum Konzert des Kammerchor-Ensembles „Confido Vocale“ in St. Marien.

Gute thematische Zusammenstellung
„Eine Stunde angenehmes Mittelalter“, wünscht der künstlerische Leiter Wolfgang Endrös aus Essen den knapp 100 Zuhörern und läßt das Tamburin zum Auftaktgesang „Stella splendens“erklingen.

Schwungvoll und einfach sind die Rundtänze und Kanons des „roten Buches“, von denen das einstündige Programm sechs präsentiert. Die fünfzehn Sänger sind sauber intoniert, bei den ebenfalls sechs gregorianischen Gesängen bilden die zehn Frauen und fünf Männer eine schöne andächtige Einheit. Dirigent Endrös leitet mit seiner klaren Tenorstimme die Choräle ein, malt anschließend mit präzisen Gesten die Melodiebögen in die Luft.

Der Essener Domkantor hat auch hier wunderbar thematisch zusammengestellt: von Mariä Empfängnis über die Verkündigung, die Schmerzen Marias unter dem Kreuz bis hin zum Auferstehungshymnus „Regina Caeli“ ist die gesamte Bandbreite der Marienhuldigung abgedeckt.

Mit spanischen Motetten der Renaissance und des Barocks sowie gregorianisch inspirierten Chorwerken des französischen Komponisten Maurice Duruflé beweist „Confido vocale“ dann, dass die Sänger auch die vierstimmigen Kontrapunkt-Kompositionen beherrschen.

Im „Ave Maria“ von Tomás Luis de Vittoria bestechen exakte Tempowechsel, gehauchte Echos und ein lupenreiner Schlussakkord. Ausgewogen ist das Klangbild, auch nur mit nur zwei Bässen fehlt es nicht an den sonoren Grundtönen.

Als Zugabe gibt es ein einfaches wie dramatisches Vater Unser – „Notre père“ – von Duruflé und nochmals einen Tanz. Aber schön inszeniert, dass das letzte Wort im regulären Konzert im vierstimmigen Chorsatz „Salve Regina“ von Francisco Guerrero der Name der Frau ist, der Kirche und Gesänge gewidmet sind – Maria .

Barbara Seppi

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert