Auf Wunsch der Luisenstraße-Anrainer hatte die Verwaltung zur Information über die Sanierungs- und Umbaumaßnahme Luisenstr/Bismarckstr/Möllenweg ins LEO geladen. Bürgermeister Stockhoff und sechs zuständige Mitarbeiter standen Rede & Antwort vor gut 60 Interessierten.
Klar ging es ums Geld und das manchmal turbulent: Wenn es bei den vorab kalkulierten 430.000 Euro für den städt. Anteil an der Baumaßnahme bleibt, werden die Anwohner mit ca. 280.000 Euro zur Kasse gebeten, macht beim Einfamilienhaus 15 Euro pro Quadratmeter Grundstück, jede weitere Etage kostet mehr … alles festgelegt in der städtischen Satzung, alles gleichermaßen gültig für alle Anwohnerbeteiligungen an Straßenbaumaßnahmen, alles “zigfach ausgeurteilt”, wie Stockhoff im Juristensprech anmerkte. Überrascht, freudig überrascht, waren viele Anwohner, als sie hörten, dass nur die reinen Straßen- und Bürgersteigsanierungsmaßnahmen in Rechnung gestellt werden; die recht weitläufigen Anschlüsse an die Hammbachbrücke und die vier Zuwegungen zum neuen Kreisverkehr gibt´s für die Anwohner umsonst.
Auch an anderer Stelle konnte die Verwaltung etwas Druck aus der Sache nehmen: die üppigen Grünstreifen, die das Parken auf der Straße ‘erzwingen’ sollten, sind wohl gepflasterten Parkbuchten gewichen, ein Erfolg des einstimmigen Votums der Anwohner, wobei Stockhoff auch darauf hinwies, dass bei der Zunahme von PKW pro Haus/-halt die Hauseigentümer darüber nachdenken sollten, zusätzliche Stellplätze auf ihren Grundstücken einzurichten.
Großes Bedauern und starken Unmut äußerten viele Teilnehmer über die ihrer Meinung nach völlig überflüssige und den Allee-Charakter beschädigende Pflasterung des schönen und weitgehend gepflegten Bürgersteigs auf der Nordseite der Luisenstraße: die von der Verwaltung vorgebrachten Argumente bezüglich Barrierefreiheit, Winterdienst … wollten nicht so recht zünden; hier will die IG Luisenstraße auch wohl noch weiter argumentieren. Mir persönlich fielen in diesem Zusammenhang zu oft Begriffe wie ‘Standard’ und ‘Regel’; nie war von Kreativität und Ästhetik die Rede …
Skeptisch beurteilte ein Besucher die Chance eines 18m-Sattelschleppers, den Kreisverkehr in einem Zug zu umrunden; nicht unfreundliche, aber klare Antwort des Techn. Beigeordneten Holger Lohse: “Seien Sie sicher: das ist nicht der erste Kreisverkehr, den wir bauen!” Etwas skurril wurde es dann, als gefordert wurde, die Eignung des Kreisverkehrs für einen 25m-Gigaliner zu prüfen, ein LKW, der bislang nur auf ausgewählten Autobahnabschnitten und einigen wenigen Bundesstraßen fahren darf …
Informationen am Rande:
Die Brücke am Luner Weg und die über den Hammbach am Blauen See sollen wohl im nächsten Jahr fertig werden, auf jeden Fall, bevor der Kreisverkehr in Angriff genommen wird.
Der VivaWest-Privatweg an der Luisenstraße wird noch in diesem Jahr saniert; dort sollen auch zusätzliche Stellplätze entstehen.
Mit der Vestischen laufen Gespräche, die Bushaltestelle ‘Möllenweg’, derzeit am Beginn der Luisenstraße, zur Bismarckstraße, direkt nördlich der Wienbachbrücke zu verlegen, dafür die Haltestelle an der ehem. Realschule aufzugeben.
Insgesamt, so betonte es Rolf Rommeswinkel in einem Statement, sollte über ein Gesamtverkehrskonzept des Marienviertels nachgedacht werden: der Richtung Süden verlaufende Verkehr aus den Neubaugebieten vom ZOLLERN- und SCHÜRHOLZ-Gelände macht einen Kreisverkehr anstelle der Kreuzung Bismarckstraße/Marienstraße sinnvoll, das auch durch die Bebauung des ehem. ZOLLERN-Parkplatzes entstehende Verkehrsaufkommen an der Kreuzung Wienbecke/Bismarckstraße/Grüner Weg spricht dafür, die Notwenigkeit eines Kreisverkehrs dort neu zu beurteilen. Dafür gab es Zustimmung vom Bürgermeister, hier muss allerdings der Kreis als Baulastträger mitspielen …
Ich empfand die Diskussion als durchaus emotional, manchmal etwas turbulent, da ohne Moderator, aber als letztlich doch konstruktiv und informativ und Wogen glättend; gleichwohl bleibt bei mir der unwohle Beigeschmack des ‘Standard’, der ‘Regel’. Nicht umsonst zieht die kreative Kür der Eiskünstläufer*innen mehr Zuschauer an als die ‘Pflicht’ …
Die Dorstener Zeitung schreibt dazu in ihrer Ausgabe vom 27.9.2017:
jotw
Facebook-Kommentar hierzu von Bürgermeister Stockhoff:
Vielleicht ist der “stadtweit gültige Ausbaustandard” gerade kreativ, damit wir bei Erschließungs- und Unterhaltungsmaßnahmen nicht immer vor der eigenen Tür sparen, was nachvollziehbar ist, aber von allen anderen Straßen in Dorsten hohe Ausbaustandards erwarten. Und ein kleiner Hinweis, dass die von einigen Anwohnern geforderte wassergebundene Decke – auf der Autos parken sollen – andauernd dann auf Kosten aller Bürger repariert werden müsste und gerade für Rollstuhlfahrer und Rollatorbenutzer negativ ist, hätte aufgezeigt, dass Kreativität auch manchmal eine misslungene Kür werden könnte. Zumindest für bestimmte Gruppen wie ältere Menschen und Rollstuhlfahrer in der Stadt … 😉