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Pastor Wolfgang Schulte Berge – Erinnerungen

Heute vor 4 Jahren, am 7. Mail 2013, verstarb Wolfgang Schulte Berge, Pfarrer in St. Marien von 1980 bis 1994, im Alter von 80 Jahren.

Er war wortwörtlich ein ‘Pastor’, ein wirklich guter Hirte für die kleinen und großen Schäfchen in St. Marien.

Dass er in den ersten 8 Monaten seiner Arbeit hier alle katholischen Haushalte in der Gemeinde besucht hat, ist nicht nur rekordverdächtig, sondern auch und vor allem Beleg für seine Kontaktfreudigkeit. Er kam gut und gerne mit allen ins Gespräch; besonders interessierte er sich für das Wohlergehen von Kindern und Jugendlichen. Er kam mit ihnen ins Gespräch und sie merkten, dass er sich ernsthaft für ihr Leben, ihre Lebensgeschichte interessierte.

Er war ein authentischer Priester und das durchstrahlte sein Wirken. Tiefe Gläubigkeit und kritische Distanz zur Amtskirche schlossen sich bei ihm nicht aus.
“Mein Kirchenverständnis war nie das von den Kirchenoberen und den Gemeindeuntertanen. Und ich glaube, dass ich dies auch immer gezeigt habe”, sagte er 1994 anlässlich seiner Verabschiedung 1994. Er warf da auch mit kirchenkritischem Unterton die Frage auf, warum immer weniger Kinder und Jugendliche den Weg in die Kirche finden.
Eine Hoffnung, die er bei dieser Gelegenheit äußerte, erfüllte sich leider nicht, nämlich, dass noch zu seinen lebzeiten den ersten Frauen der Weg in die katholischen Kirchenämter gelingt.

Dass Jesus unser Beispiel, unser Vorbild ist, betonte er immer wieder. Und wie Jesus unbequeme Fragen stellte, der (staatlichen) Obrigkeit ‘auf die Nerven’ ging, sie störte, so wünschte er sich eine ‘erwachsene’ Kirche mit denkenden Gläubigen, die ihrer sozialen Verantwortung in der Welt (endlich wieder) gerecht werden müsse.

Persönliche Erinnerungen …

  • an die so liebevoll und persönlich gestalteten Tauffeiern für unsere Kinder, die später ‘unter’ ihm auch Messdiener waren.
  • an unsere vielen kleinen und großen Gespräche über Gott und die Welt, wenn er das Brevier lesend seine kleine Münsterländerin Anka Gassi führte und ich die beiden, unseren Stups ausführend, traf. Er trug einen Blaumann, weil seine lebhafte Hündin gerne an netten Menschen hochsprang und dabei Spuren hinterließ. Die beiden Hunde balgten sich bis zur Erschöpfung, nur hatte ich keinen Blaumann an …
  • an das mir 1990 abgerungene Versprechen, für den Pfarrgemeinderat zu kandidieren. Da zu der Zeit berufliche Veränderungen anstanden, ging es 1991 nicht; das Versprechen einlösen konnte ich dann 1996.
  • an sein herzliches Lachen und das ganz lang gerollte Münsterland-“R” …
  • an seine Ansprache zu seinem Goldenen Priesterjubiläum 2010 … schade, dass es nicht noch mehr dieser Sorte Seelenhirten gibt …

In Anlehnung an seinen Gedenkzettel: Lieber Wolfgang, ich bin dankbar für die Spuren, die Du in meinem Leben hinterlassen hast!

jotw

Matthias Grünewald: “Der Auferstandene” aus dem Isenheimer Altar (Anfang des 16. Jahrhunderts), eines der Lieblingsbilder von Wolfgang Schulte Berge. Bei diesem Meisterwerk, heute im Museum Unterlinden in Colmar, handelt es sich um einen “Wandelaltar”: Bei geöffneten oder geschlossenen Altarflügeln “wandelt” sich sein Aussehen. Die Auferstehungsszene ist als Tafelbild im geöffneten Zustand des Altars sichtbar. Sie hat Menschen durch die Jahrhunderte dem Geheimnis und Wunder von Ostern näher gebracht und ihre Hoffnung auf Vollendung gestärkt.

Geboren wurde Wolfgang Schulte Berge als neuntes Kind in Einen/ Münsterland bei Warendorf. Als er am 2. Februar 1960 die Priesterweihe durch Bischof Michael Keller empfing, lagen ereignisreiche Jahre hinter dem Studenten. Das Geld für Lebensunterhalt und Studium musste er sich selbst verdienen. Nebenbei arbeitete er in der Landwirtschaft. 
1960 hatte Wolfgang Schulte Berge seine erste Kaplanstelle in Emsdetten angetreten. Es folgten Walsum und Kleve, bevor er 1970 Pfarrer in Liebfrauen Homberg-Hochheide wurde. Schon kurze Zeit später übernahm er das Amt des Dekanats- und Regionalfrauenseelsorgers. „Es war eine sehr arbeitsintensive Zeit in schwierigem Umfeld“, erinnerte er sich seinerzeit. Wegen einer Herzmuskelschwäche musste er in Homberg die Arbeit niederlegen. 1980 übernahm er unsere (kleinere) Gemeinde St. Marien und zog als emeritierter Pastor 1994 nach Rees. Obwohl seine gesundheitlichen Probleme später nur noch sehr eingeschränkt eine Mithilfe in den fünf Pfarreien von St. Irmgardis zuließen, engagierte er sich gerne für die monatlichen Gespräche zum Thema „Wege erwachsenen Glaubens“. Zu seinen schönsten Erinnerungen zählte der Musikliebhaber die von ihm ins Leben gerufene Schola in Dorsten.

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